Die Hobby- und Kulturgruppe besucht das Staatsarchiv Ludwigsburg am 09. Juli

20 Interessierte fanden sich am Nachmittag in der Arsenalkaserne ein. Frau Dr. Koch, stellvertretende Abteilungsleiterin des Archivs, hatte für uns das Thema „Frauenuntaten und Männerjustiz“ vorbereitet. Nach einführenden Worten begaben wir uns an diesem heißen Tag gerne in die kühlen Archive. Rund 600 staatliche Behörden aus dem Regierungsbezirk Stuttgart lagern Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg. Sie sind über mehrere Stockwerke verteilt. Es wären über 40 km, wenn man alle aneinanderreihen würde. Aus verschiedenen Jahrhunderten stellte uns die Referentin einige Beispiele vor. Bis ins 16. und 17. Jh. gab es Hexenverfolgungen. Betroffen davon waren in der Regel Frauen, die man zunächst schwer folterte und schließlich verbrannte. Wir hörten von Frauen, die ihre Männer ermordet hatten, entweder heimtückisch oder mit Gift. Wir hörten vom vielfältigen Kindsmord: Nach Vergewaltigung, aus bitterer Armut, oder als lediges Mädchen versuchten Frauen in vielen Jahrhunderten aus Verzweiflung die Schande eines unehelichen Kindes abzuwenden. Ein zeitnahes Beispiel von 1941 aus Ludwigsburg: Frauen, die in irgendeiner Form Kontakt oder sogar ein Verhältnis mit einem Kriegsgefangenen hatten, wurden in der Öffentlichkeit gedemütigt. Nach Ankündigung in Zeitung und durch Anschläge wurden sie zunächst kahlgeschoren, so ihrer Persönlichkeit beraubt und an den Buh-Rufen der Zuschauer vorbei durch die Stadt auf den Marktplatz getrieben. Weitere Strafen folgten. Besonders hohe drohten, wenn sie sich mit einem Polen oder Russen eingelassen hatten. Gegen Ende zeigte Frau Dr. Koch uns noch wichtige Aktenordner über den letzten Tag der Baader-Meinhof-Gruppe. Alle hörten wir fasziniert all diesen Beispielen zu. Im Nu waren 2 Stunden verflogen. Nach kurzen Dankesworten und wieder vor dem Gebäude in der Hitze stehend, entschieden wir uns erst einmal für eine kühlende Erfrischung.
Christa Hipp-Seliger